Dieser Text ist ein Auszug auf dem Inforz, der Zeitung der Studierenden des Fachbereichs Informatik an der Technischen Hochschule Darmstadt, Ausgabe Juni 1995. Nachdruck und Vervielfältigung nur für den persönlichen Gebrauch gestattet. Für andere Zwecke Erlaubnis nur gegen Zusendung eines Belegexemplars an: Fachschaft Informatik, Redaktion Inforz, Alexanderstraße 10, Technische Hochschule Darmstadt, 64283 Darmstadt. Email:
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Neulich im Pool...

Leben am FB 20 ist auch Leben im HP-Pool. Dies ist Anlaß genug, in einer losen Folge von Artikeln über seltsame und amüsante Dinge zu berichten, die sich so (oder anders) im Raum 23/18 zugetragen haben. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind natürlich rein zufällig. ;-)

``Möchte jemand raauuus?!'' Der Ruf des schlüsselgewaltigen RBG-Hiwis ist halb Frage, halb Drohung. Oft kommt er unerwartet, und so schauen auch ein paar Zweitsemester erschrocken von ihrem Terminal auf, auf dem ihnen ein wirres Geflecht von Assembler-Code entgegenstrahlt.

``Ja! Hier!'', melden sich zwei Kurzhaarige und beginnen hastig mit der Auslog-Prozedur. Denn -- das weiß hier jeder -- der RBG-Hiwi wartet nicht. Oft entscheiden nur wenige Minuten über Gehen oder Verbleib im 23/18. Wer Pech hat, ist dazu verdammt, weitere 30 Minuten im 23/18 zuzubringen, und das ist ein Gedanken, der den wenigsten Spaß macht, denn es geht auf's Semesterende zu und das heißt: Streßzeit, Klausurzeit, Abgabezeit!

Ensprechend ist der Raum selbst um diese Zeit noch gut besetzt! Nur wenige Terminals leuchten ihren Namen in die künstliche Dämmerung. Draußen hat sich der Lärm des Berufsverkehrs merklich gelegt, drinnen kauern hauptsächlich Zweitsemester und eine Handvoll Studenten des Hauptstudiums vor ihren Rechenknechten und versuchen, den letzten Tropfen Geist aus dem ihrigen in das elektronische Hirn zu übertragen, auf daß doch endlich das Assemblerprogramm oder die Praktikumsabgabe laufen möge.

``Scheiße!'', tönt es von ganz hinten: ``Warum geht das denn nicht?''

``Oh, Neeeee!'', kommt es leicht hysterisch aus der anderen Ecke.

% Alles deutet auf einen nahen Abgabetermin hin. ``Hey Fred, hast Du die neue Version von netspace schon installiert?'' Vorne haben es sich zwei Poolbewohner gemütlich gemacht und werfen ab und zu Blicke auf den Nebentisch. Dort haben drei andere Studenten Platz genommen und diskutieren eifrig die Anordnung einer Handvoll anscheinend wahllos augebreiteter, kleiner bunter Karten, die manchmal Gegenstand heftigster Debatten sind.

``Hey Fred! Kann ich einen `Magic Sourceror' mit einem Angriff aus dem `Giant Superswamp' platt machen?''

Fred antwortet nach kurzer Pause trocken: ``Also: A -- Nein. B -- Ja.''

``Jetzt mußt Du nur noch eine bijektive Abbildung der Antworten auf die Fragen angeben...'', grinst Atze ihn an. Und auch diese Antwort bleibt Fred nicht schuldig:

``netspace -- A, `Magic Sourceror' -- B.'' Die gesamte Gruppe im Eingangsbereich fällt in schallendes Gelächter ein.

Ein Student aus dem abgetrennten ``Hauptstudium''-Bereich schließt unter bösen Blicken die Schiebetür. Man hört nur einen kurzen Seufzer, der sich wie ein Fluch anhört: ``X/Motif -- Die durch die Hölle gehen!''

Plötzlich erfüllt ein Freudenschrei den Raum: ``Jaaa! Yessss!'' Zwei Studentinnen scheinen es geschafft zu haben. Fast liegen sie sich in den Armen. Vorne macht sich Atze bereit.

``Will jemand 'nen Döner?''

``Nee, aber läßt Du uns raus?''

Und wieder beginnt die hastige Auslog-Prozedur, wieder sieht man freudige Gesichter, die gehen, und angestrengt-konzentrierte Gesichter, die bleiben, sogar bleiben müssen, bis der RBG-Hiwi wieder über Sein oder Nichtsein im 23/18 entscheidet.


Felix Gärtner (theedge@rbg.informatik.th-darmstadt.de)